Ich erzähle Ihnen nichts Neues, wenn ich sage, dass unser "Sein" im Hier und Jetzt aus Körper, Seele und Geist (Denken) besteht.
Da gibt es zum einen unsere Seele. Sie ist zuständig für unseren Seelenplan. Was wollen wir in diesem Leben entfalten, erreichen, lernen, welche Erfahrungen wollen wir machen? Welche Talente, Wertvorstellungen, Ressourcen hat man uns dafür mit auf den Weg gegeben? Wenn wir als Babies auf die Welt kommen, haben wir diesen Seelenplan erst einmal "vergessen". Durch Entwicklung (ent-wickeln = aus-wickeln) kommen wir unserem Kern jedoch wieder näher und näher - bis wir unsere "Bestimmung" gefunden haben.
Vielleicht kennen Sie Menschen, die ihre Bestimmung kennen und leben. Das sind meist sehr glückliche Menschen. Sie fühlen sich frei, am richtigen Platz, mit den richtigen Aufgaben und Menschen verbunden (Buchtipp: Siddharta von Hermann Hesse, da geht es genau um dieses Thema). Die Seele ist unser Kompass. Menschen, die ihre Seele nicht (mehr) wahrnehmen, für die jede Stille bedrohlich wird, die im ständigen Tun oder hektischer Betriebssamkeit gefangen sind, schlittern häufig in einen Burnout, der sie endgültig zur Ruhe, zum In-sich-Hineinhorchen zwingt - um genau diesen Seelenplan wiederzuentdecken.
Dann gibt es unser Denken. Was haben wir ständig zu hören bekommen, wie sind wir geprägt worden? Was scheint richtig oder falsch in unserem Leben zu sein, was sagt unser Umfeld dazu? Wie schon an anderen Stellen angedeutet, kann es passieren, dass unser Denken gar nicht "unser" Denken ist, sondern das, was uns von Eltern, Lehrern, Freunden etc. "eingepflanzt" wurde. Wie oft höre ich in der Praxis Sätze wie "Ja, darf ich das denn?" oder "Damit werden meine Eltern/mein Mann/meine Frau nicht einverstanden sein." Leben wir unser Leben - oder versuchen wir, den Vorstellungen der anderen möglichst "reibungsfrei" zu entsprechen?
Was wir worüber denken (oder besser: wie wir etwas be- oder gar verurteilen), hängt z. B. auch stark vom gesellschaftlichen Umfeld ab. Was zeigen uns die Medien, was ist "in", "schick", entspricht dem Schönheitsideal? Hier sei nur einmal der Schlankheitswahn erwähnt, an dem die Diätindustrie seit Jahrzehnten extrem gut verdient. Wie viele Normalgewichtige halten sich permanent für zu dick?
In der aktuellen Staffel der "Biggest Loser" Serie, bei der stark übergewichtige Menschen in einem Camp in Spanien fernab von Handy, Job und Familien über Wochen versuchen, durch Sport und Ernährungsumstellung ihre Kilos "loszuwerden", sagte vor kurzem ein Teilnehmer vor der Kamera: "Mein Körper ist ein notwendiges Übel. Ich habe gelernt, mich mit ihm abzufinden." Oje! Als ich vor dem Fernseher saß und das hörte, war meine spontane Reaktion: "Und Dir ist leider nicht bewusst, dass Du nur noch am Leben bist, WEIL Du einen Körper hast!"
In meiner Ausbildung zur Heilpraktikerin Psychotherapie war ein Lernthema das Nervensystem und das Gehirn. Während des Lernens wuchs meine Hochachtung vor diesem Wunderwerk Mensch von Tag zu Tag. All diese Prozesse, die in uns täglich tausendfach, nein hunderttausendfach ablaufen, die fein abgestimmte Ausschüttung von diesem Hormon oder jenem Botenstoff, um alles im Gleichgewicht zu halten, die Kommunikation zwischen den Nervenzellen. Wow! All die automatisierten Systeme - von der Verdauung über unser Herz-Kreislaufsystem bis hin zur Atmung - was muss unser Körper leisten, um all diese Prozesse ständig perfekt ausführen zu können. Einfach enorm, was da passiert, ein großes Wunder! Wenn ich überlege, was in einem Körper ständig und täglich passiert, ist es ein Wunder, wie vergleichsweise wenig krank wir sind.
Doch was tun wir Menschen nicht alles, um dieses Funktionieren unseres Wunderwerks zu torpedieren? Wir trinken zu wenig Wasser (oder zu viel Alkohol), wir rauchen, wir essen zu viel Zucker, zu viel Fett, aber zu wenig Obst und Gemüse, wir geben unserem Körper also kaum Nährstoffe, bewegen uns kaum, essen viel zu viel - und werfen, wenn es mal zwickt - zusätzlich noch "Chemie" in Form von Medikamenten ein. Wir betrachten unseren Körper dann auch noch als "notwendiges Übel" - und sind sauer, wenn er mal Probleme macht.
Au weija, hier läuft in unserer Wahrnehmung etwas gewaltig schief...
Meine krebskranke Schwester hatte viel vor. In den vielen Stunden im Krankenhaus hatte sie viel Zeit, um über ihr Leben und ihre bisherigen Entscheidungen nachzudenken - und sie wollte etwas verändern, ihr Leben entrümpeln, neue Wege gehen - und besser auf ihren Körper achten, der ihrem beruflichen Stress nicht mehr gewachsen gewesen war. All das blieb ihr verwehrt, weil ihr physischer Tod ihr den Körper nahm, mit dem sie dies alles hätte umsetzen können.
Ihr Tod hat mir noch einmal bewusst gemacht, wie wichtig es für uns ist, im Hier und Jetzt, in diesem Moment, in dem uns unser Körper (noch) zur Verfügung steht, all das zu tun, was uns am Herzen liegt - und gut für unseren Körper zu sorgen. Wir müssen lernen, unser Denken von den "Stimmen der anderen" in uns zu trennen, unsere eigene Stimme wieder wahrzunehmen, damit wir unserem Seelenplan lauschen können, der uns klare Wegweiser gibt, wie wir glücklich und aus dem Herzen heraus leben können. Denn dafür - und nur dafür - sind wir hier.
Auch mein gutes Verhältnis zu meinem Körper war ein langer Weg. Ein persönliches Beispiel dazu finden Sie hier.