"Wir waren uns so nah, fast täglich zusammen. Und plötzlich ist alles aus. Er hat einfach Schluss gemacht. Ich komme nicht mehr an ihn heran. Ich habe tausend Fragen, bekomme keine Antwort. Ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll."
Manche Trennungen kommen schleichend und wenn man ehrlich ist, hat man etwas geahnt. Manche kommen gefühlt wie aus heiterem Himmel. Und die tägliche, selbstverständlich gewordene Kommunikation verstummt. An ihre Stelle tritt gespenstische Stille, lähmendes Nichts. Gleichzeitig entstehen tausend Fragen: was ist schief gelaufen, was habe ich falsch gemacht? Bin ich schuld an der Trennung? Warum spricht er/sie nicht mehr mit mir? Diese Ohnmacht tut unendlich weh. Wir starren für Stunden und Tage bewegungslos die Wände an, schlafen nicht, essen nicht, weinen, solange wir noch Tränen haben. Wir hoffen, dass das blöde Handy endlich klingelt, doch es schweigt beharrlich vor sich hin - oder es ist "nur" der Anruf einer guten Freundin und wir sind enttäuscht. Wir sind unfähig, etwas anderes zu tun oder an etwas anderes zu denken. Warum ich? Warum schon wieder ich? Ich wollte doch nur glücklich sein!
Liebeskummer kann unendlich weh tun und einem Menschen all seine körperliche und seelische Kraft rauben. Der Grat zwischen einer depressiven Verstimmung, aus der man nach wenigen Wochen wieder heraus ist, und einer echten Depression, die jahrelang andauern kann und die Lebensqualität enorm beeinträchtigt, ist oft schmal. Deshalb macht es Sinn, therapeutisch zu handeln, sobald man merkt, dass man alleine nicht herauskommt. Körperlich betrachtet laufen bei Liebeskummer ähnliche Prozesse im Gehirn und in Bezug auf die Ausschüttung von Botenstoffen ab wie bei einem Drogenentzug. Klingt dramatisch, ist es auch!
Neben Schmerz und Trauer, die die Trennung vom Partner und der Verlust der Beziehung auslösen, entsteht häufig noch ein viel größeres Problem, das zu Beginn oft unerkannt bleibt: viele Menschen, die verlassen werden, suchen häufig die Gründe für die Trennung bei sich. Es kommt zu Schuldgefühlen, Selbstanklagen, Minderwertigkeitsgefühlen und Selbstwertproblemen, Ängsten und Verletzungen, die nie richtig angeschaut werden. Auch emotionale Essstörungen sind nicht selten auf Liebeskummer, Ablehung und Abwertung zurückzuführen. Man traut sich immer weniger zu (und das nicht nur auf der Beziehungsebene), zieht sich immer weiter zurück, hat Angst, eine neue Beziehung einzugehen, geschweige denn, von sich aus aktiv zu werden. Hat man jetzt keine gute Freunde, die einen beharrlich und behutsam Stück für Stück wieder ins Leben ziehen, bleibt man häufig sehr einsam. Durch die Isolation entsteht ein sozialer Rückzug, der uns immer mehr von den Menschen wegtreibt - obwohl wir uns nichts sehnlichster wünschen als Nähe, Wärme und Liebe. DAS kann also nicht der Weg sein!
Freunde und Familie sind bei Liebeskummer zu Beginn häufig bereit, Unterstützung zu leisten, zu trösten, zu analysieren. Doch bleiben Verhaltensänderungen auch nach mehrmaligen Diskussionen und längeren Zeiträumen aus, haben enge Vertraute oft bald keine Lust mehr, sich das alles wieder und wieder anzuhören oder bei Angeboten wieder und wieder ein "Nein" zu kassieren. Dann steht der verletzte Mensch irgendwann häufig alleine da...
Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch! Die Psychotherapie bietet wunderbare Methoden, sich in wertschätzenden und achtsamen Gesprächen den Kummer von der Seele zu reden (oder auch zu schreiben...). Trauer und Schmerz brauchen Raum und Zeit zur Heilung, wollen gesehen und angenommen werden. Ein gut geschulter Therapeut achtet darüber hinaus nicht nur auf den Inhalt, sondern auf die Struktur dessen, was Sie sagen. So lassen sich Glaubensmuster entlarven, wiederkehrende "Verhaltensschleifen" erkennen und alternative neue Wege und Handlungsstrategien entdecken. Es gibt hervorragende Möglichkeiten, um Abschied zu nehmen, seine Wut oder Enttäuschung an die richtige Stelle zu lenken, "Geschenke" wahrzunehmen, die die aktuelle Situation überraschenderweise bietet, Potentiale freizulegen und sich selbst ganz neu kennenzulernen.
Auch ich habe tiefsten Liebeskummer erlebt. Ich habe mich noch nie zuvor in meinem Leben so elend und hilflos gefühlt. Mein Leben schien völlig still zu stehen, die Achterbahn zwischen Ohnmacht, Wut, Hoffnung, Enttäuschung, Traurigkeit und Schmerz war über Wochen extrem anstrengend. Irgendwann fand ich endlich Stück für Stück die Kraft und den Mut, mir meinen Liebeskummer genauer anzuschauen. Entstanden ist ein großes persönliches Wachstum.
Die Erfahrung, wie Liebeskummer ehrlich, jedoch aufbauend bewältigt werden kann, möchte ich gerne an Sie weitergeben. Trauern ist wichtig, Leiden ist unnötig!